Eine Stimme neben mir ließ mich ein wenig zusammenzucken. Diese kleine Bewegung reichte aus um den Dunkelfuchs, den ich gerade an den Nüstern kraulte, zu verschrecken. Er zog seinen Kopf ruckartig nach oben und schnaubte laut. Als er wieder ruhig dastand wandte ich mich in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Ein Junge, etwa in meinem Alter, hatte sich neben mich gestellt, ohne dass ich es bemerkt hatte. Ich fühlte mich hier mittlerweile eindeutig zu sicher. Der Fremde machte sich gerade mit dem Falben vertraut. Er sah freundlich und entspannt aus und ich hatte gute Laune, also antwortete ich ihm: "Wir hatten früher mal ein paar." Ich warf einen Seitenblick auf die Verkäufer. Einer von ihnen hatte sich uns ein wenig genähert, wohl durch das Schnauben des Pferdes alarmiert. Ich drehte mich ruhig wieder um und wandte den Blick dem Jungen neben mir zu. Was soll schon passieren?

Ich erschrak mich selbst ein wenig, als der Fuchs neben dem Falben plötzlich aufschreckte und griff instinktiv nach dem Halfter des schönen Tieres, um ihm beruhigend eine Hand auf die Stirn zu legen. "Hey, hey, ruhig." Ich bemerkte gar nicht recht was ich eigentlich machte, weil das alles ein reiner Impuls gewesen war und sah das Mädchen etwas verlegen an, als ich das Pferd wieder losließ. Dieses hatte zu dem Verkäufer geschielt, welcher sich von hinten näherte, doch genauso wie ich, schien sie diesbezüglich eher unbesorgt. Also ist sie sicherlich keine Verbrecherin. Zugegeben, ich war ein wenig misstrauisch gewesen, weil ich nicht gewusst hatte was sie den Pferden verabreicht hatte. Ihre Ruhe ließ mich jedoch wieder völlig beruhigt sein. Auf ihre Antwort hin, nickte ich lächelnd. "Ich habe früher mal für ein paar Tage auf einem Hof gearbeitet. Nichts besonderes, nur den Hof kehren und so. Aber dennoch habe ich mindestens die Hälfte der Nächte im Stall verbracht." Während meiner ganzen Erzählungen, die ich völlig frei raus erzählte, lagen meine Augen immer auf dem Falben, den ich gedankenverloren hinter den Ohren kraulte. "Die Besitzerin sagte immer, meine Tierliebe würde mich irgendwann nochmal umbringen. Weil ich irgendwelche Pferde aus schlechten Einrichtungen stehlen und dabei erschossen werden könnte." Leise lachte ich bei der Erinnerung.

Ich lächelte, als der Junge mir seine halbe Lebensgeschichte erzählte. Selten waren Leute mir gegenüber direkt so aufgeschlossen. Die meisten eher etwas eingeschüchtert, was mir in vielen Situationen allerdings zugute kam. Seine Offenheit war eine angenehme Abwechslung. Während er liebevoll und vertraut den Falben verwöhnte, tätschelte ich den Fuchs. "Ich hätte dir ja ein paar Trauben abgeben, aber du bist leider etwas zu spät gekommen.", raunte ich ihm zu. Es musste ja schließlich nicht jeder wissen, dass ich die Pferden verbotenerweise gefüttert hatte. "Gegen das Pferdestehlen hätte ich nichts. Die Kugel in meinem Körper könnte allerdings problematisch werden." ich holte die Tüte mit dem Magenbrot aus meiner Tasche hervor und hielt sie ihm hin, während ich die Pferdemäuler abwehrte, die sich danach reckten.

Kurz hielt ich inne, als das Mädchen auf Trauben zu sprechen kam. Trauben? Ich brauchte ein paar Sekunden, bevor ich begriff, dass dies sie Leckereien waren, die das Mädchen den Pferden gegeben hatte. Ich schmunzelte. "Na Hauptsache, es hat den Tieren geschmeckt. Ich ließ von dem Falben ab und lehnte mich leicht auf das Holzgatter, an dem die Tiere angebunden waren. Sie schien meine Geschichte mit Humor zu nehmen und ging auf das scherzen ein. Ich grinste und hielt ihr die Hand hin. "Ich bin Elijah Erikkson, aber nenn mich Elijah", stellte ich mich vor und sah sie anschließend abwartend an.

(Ich nehme an du meintest "Lijah" wie es im Steckbrief als Spitzname eingetragen ist und nicht seinen normalen Vornamen ^^)

"Ach, die waren ganz versessen drauf," erwiderte ich. Sein grinsen war mir sympathisch. "Freut mich, Lijha." [/i]Die Hand, die er mir hinstreckte schüttelte ich bereitwillig. "Rhea. Rhea Nolan." Dann bot ich ihm nochmals das Magenbrot an, welches er eben anscheinend nicht bemerkt hatte. "Ich habe dich noch nie gesehen. seit wann lebst du hier? Oder hast du noch ein anderes Ziel?"

Als sie meine Hand ergriff, lächelte ich und neigte dann übertrieben vornehmlich meinen Kopf, als sie sich ebenfalls vorstellte. "Freut mich, Miss Nolan", sagte ich zwinkernd und stockte kurz, als ich das Brot in ihrer Hand bemerkte. Doch dann lächelte ich wieder und ergriff bereitwillig die Speise, um einen Bissen zu nehmen. "Ich bin tatsächlich noch nicht so lange hier. Erst seit...lass mich rechnen...erst seit fünf bis sechs Monaten. Ich wohne in einem kleinen Haus in der Siedlung. Bescheiden und klein, aber ausreichend", erzählte ich achselzuckend und nahm erneut einen Bissen. "Und du?", fragte ich kauend.

Beinahe entwich mir ein Kichern, als er mich mit "Miss Nolan" ansprach, doch ich hielt es zurück und neigte ebenso den Kopf. Lächelnd steckte ich das Essen wieder weg, nachdem ich mich auch bedient hatte und hörte ihm zu. "Das ist ja wirklich noch nicht lange. Ich bin hier aufgewachsen und lebe... auch in einem kleinen Haus," erklärte ich mit einem Schulterzucken. "Warum kamst du ausgerechnet hier her?", fragte ich. Wenn ich nicht schon hier gewohnt hätte, wäre ich sicher nicht an dieses Fleckchen Erde gezogen.